Vom Funsport zu olympischen Weihen: Kite-Demonstration bei der Kieler Woche

Der Weltseglerverband ISAF hat den Kurs für Olympia 2016 abgesteckt und für eine Überraschung gesorgt. Statt auf den bisherigen olympischen RS:X-Boards werden in vier Jahren in Rio de Janeiro (Brasilien) sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen die Kiter auf Medaillenjagd gehen.

 Und somit gehört Kiten ab sofort zur Kieler Woche und wird am Mittwoch, dem 20. Juni, erstmals im Rahmen der Kieler Woche (16. bis 24. Juni) gezeigt. Direkt vor dem olympischen Feuer in Schilksee werden die Kiter/innen zwischen den Medal Races der olympischen Klassen ihr Können demonstrieren.

 

Bisher war die ISAF auf der Suche nach dem richtigen Format für die Drachenschirm-Boarder, nun hob das Council die Disziplin gleich auf den olympischen Schild. Das erfordert insbesondere von den Surfern ein komplettes Umdenken. „Die Entscheidung überrascht mich“, sagte Kiels Olympia-Teilnehmerin auf dem RS:X-Board, Moana Delle, die das Streichen ihrer Disziplin aber gelassen nahm: „Ich habe mich eh ganz auf 2012 konzentriert und wollte dann neu überlegen. Diese Entscheidung wird mir nun abgenommen. Ob für mich eine Segel-Disziplin oder das Kiten in Frage kommt, ist völlig unklar.“

Atemberaubende Bilder und Fotos vor den brasilianischen Traumstränden wie Copacabana und Ipanema dürften ein Grund dafür gewesen sein, das Kiten für 2016 in den olympischen Status zu erheben. Rund eine halbe Million Anhänger hat diese extreme Sportart. Da sie weltweit verbreitet ist und von Frauen und Männer gleichermaßen betrieben wird, ist das Segeln mit dem Drachen prädestiniert für Olympische Spiele.

 

Für die aktiven Kiter bieten sich damit neue sportliche Ziele. So für die Deutsche Meisterin, Christine Bönniger. Die 25-jährige Kielerin möchte dieses Jahr zuerst ihren Titel verteidigen, danach darf es gern mehr sein. Nach ganzen vier Jahren auf dem Board wurde die Biologie-Studentin bereits Deutsche Meisterin, rasanter geht es kaum. Auch Christine Bönniger träumt ab jetzt den olympischen Traum. „Ich würde mich sehr geehrt fühlen, falls ich in den Kader aufgenommen würde. Wer träumt nicht von Olympia“, so die Kielerin, die nach zwei von drei Meisterserien ihrem zweiten deutschen Titel ganz nah ist. „Ich werde mich noch mehr dem Racing widmen und an mir arbeiten. Ich denke, dass die Olympia-Entscheidung auf jeden Fall gut für unseren Sport ist. Jetzt bekommt Kitesurfing noch weitere neue Impulse, die noch mehr Leute anziehen werden. Es ist eine spannende Zeit.“

 


Auch der amtierende Deutsche Meister Roy Rodwald wird vor Kiel bei der Demonstration am Start sein. „Wir hoffen auf die richtige Windrichtung, dann legen wir los“, so der 53-Jährige, der auf weitere Anerkennung und Werbung für seinen Sport hofft. „Wir freuen uns auf die Kieler Woche“, so der Rendsburger, dessen ganze Familie kitet. Sohn Mario ist amtierender Deutsche Meister im Freestyle.

„Wir wollen Kiten natürlich schon in diesem Jahr anbieten und das auch zuschauer- und mediennah, aber wir werden dieses Jahr wohl noch ein wenig experimentieren und improvisieren“, blickt der Organisationsleiter der Kieler-Woche-Regatten, Jobst Richter, in Richtung des ersten Kite-Auftritts. Und während Kiten in Aktion zu sehen sein wird, kommen die beiden anderen neuen olympischen Bootsklassen, Narca 17 und 49er FX für Frauen, nicht zum Einsatz. „Natürlich wollen wir gern das in Kiel zeigen, was 2016 olympisch wird, aber für Nacra 17 und 49er FX gibt es noch keine Teilnehmerfelder, beim Kiten schon“, erklärt Richter. Und während Nacra 17 und 49er FX jetzt produziert werden und sich die Crews erst finden, gibt es Kiteboard und Drachen ja bereits.

Daher darf sich Rio 2016 auf diese neue olympische Segel-Disziplin freuen, Kiel schon zu dieser Kieler Woche.

 

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